Tessiner Zeitung 22/23 Juli 2004/
von Rolf Amgarten

 

Eines ist die Stiftung, das andere sind Tischgespräche

Betrachtet man's aus der virtuellen Optik, gibt es drei Eranos': www.eranos.ch, konzipiert von Daniele Bonetti und vor allem dem Rettungsversuch verschrieben. Dann www.eranos.org der Vereinigung der Freunde Eranos, die anfangs August im Coleggio Papio wiederum ihren Konvent mit Vorträgen abhalten wird und nichts mit der Stiftung zu tun hat. Schließlich die www.eranosfoundation.com-Seite. Laut Bonetti die der Stiftung, die aber etwas eingeschlafen scheint. Die Vereinigung der Freunde Eranos machen seit Jahren regelmäßig Veranstaltungen zu Themen wie Glaube, Friede und Krieg oder andere die Menschheit beschäftigende Fragen. 

Eranos steht für Tischgespräche (Gastmahl) auf hohem Niveau und ist uns von den Griechen überliefert. Man traf sich zu Speis und Trank. Hauptanliegen war aber nicht wie in römisch-dekadenten Zeiten das Gelage und der Suff, sondern die philosophische Auseinandersetzung mit der Welt. Tischgespräche mit Sokrates sind gar Gegenstand der Literatur. Ascona konnte im letzten Jahrhundert viele prominente Denker und Denkerinnen empfangen, die an den Eranos-Seminaren vortrugen. Die Menschen, die sich heute ehrlich um den Erhalt des Ortes als Kulturstätte einsetzen, möchten diesen Geist wieder erwecken und dem internationalen Interesse entsprechende Struktur geben.

                                                                     Lektüre für Interessierte:
                                                                                      Der verborgene Geist von Eranos:  Hakl
Thomas,
                                                                                      ISBN 3935164025 oder

                                                                                      Pioniere, Poeten, Professoren: Hrsg. Elisabet­ta Barone, Matthias 
                                                                                      Riedl, Alexandra Tischl;
                                                                                      Verlag Königshausen & Neumann, 2004.